Man muss nach der Ursache suchen,
um das Problem lösen zu können??
Das klingt nach einem vernünftigen Ratschlag.
Die Realität in unserer komplexen Welt ist anders. Wenn ich Lösungen finden will, muss ich meinen Blickwinkel weiten.
Die Zahl der Einflussgrößen, die zu jedem Zeitpunkt wirksam sind und sich gegenseitig beeinflussen, geht gegen unendlich. Die eine richtige Ursache wird man selten finden.
Praktisch bedeutet das, dass ich immer im Blick haben muss, dass das Offensichtliche, das mir in die Augen springt, nicht das richtige Bild der Situation sein muss.
Ich erinnere mich an eine Klientin, eine Schülerin in ihren Teens, die mir zur Beratung vorgestellt wurde. Sie hatte Probleme in der Schule, ritzte sich in die Arme, die Eltern hatten Probleme in der Partnerschaft.
Mein erster Eindruck war natürlich: „Aha, wieder eines dieser armen Kinder, die die Probleme ihrer Eltern ausleben. Bei der Psychodiagnostik stellte ich dann fest, dass sie eine Rechenschwäche hatte. Ich empfahl sie an einen Kollegen für eine Dyskalkulie-Therapie. Nach kurzer Zeit waren ihre Probleme gelöst.
Es ist allerdings nicht klar, ob die Dyskalkulie die Ursache für ihre Probleme war.
Unstrittig ist, dass eine Intervention in einem scheinbar marginalen Bereich ihr so viel Freiheit und Kraft gegeben hat, dass sie ihre Probleme trotz der problematischen Situation im Elternhaus in den Griff bekommen konnte.
Meiner Meinung nach ist die Frage nach den Ursachen selten zielführend.
Viel interessanter ist, was der Klient ändern kann, um seine Chancen zu erhöhen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Interessant ist auch die Frage, was im Umfeld, am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Beziehung, in der wirtschaftlichen Situation verändert werden muss, damit die Chancen des Klienten, kraftvoll und mit Lust voranzukommen, steigen.
Wenn diese Geschichte bei Ihnen Resonanz findet und Sie darüber sprechen wollen, dann schreiben Sie mir eine Nachricht
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